Bei Tagesanbruch sind die Fluchtpläne aufgestellt. Ein Eisentor wird in der Umzäunung gefunden, das nicht abgeschlossen wurde, und außerdem ist der Wachposten nicht wenige Meter davon entfernt. Der erste der flüchtet ist BRAHIM (er wird Erfolg haben). Alle Blicke sind auf ihn gerichtet und auf den Wachposten, der uns den Rücken zukehrt. Nach 5 Minuten ist SAUVEUR ADORNO an der Reihe, danach JOOP JANSEN. Sie tragen Zivilkleidung und werden Erfolg haben.
Gruppen aller Nationalitäten laufen vor dieser kleinen Türe zusammen. Die Deportierten sind zahlreich. Für die, die Zivilkleidung haben, ist es sicher ein schwieriges Unterfangen, aber dennoch um wie viel einfacher. Leichtfertig sind hingegen diejenigen, die in Sträflingsanzügen sind. Sie sehen, wie es ihre Kameraden tun und fliehen in Gruppen von 5-10 Mann.
Nur einige Franzosen werden zu ihrem großen Bedauern zurückgehalten, aber sie werden bald dem Himmel dafür danken können, dass sie nicht geflohen sind.
Der Zug beginnt und wir müssen gemäß der eingeschlagenen Richtung mehrere Hundert Meter freies Gelände durchqueren um außer Sicht zu sein.
Nach sehr zahlreichen Ausbrüchen wird sich die SS der Lage bewusst und schießt auf eine erste Gruppe von 6 Flüchtigen, die getötet werden.
Alarm im gesamten Dorf und in der Umgebung, die zivilen Mitglieder des Volkssturmes beginnen mit der Jagd. Die ersten werden zu dem Gelände zurückgeführt, stark geprügelt und dann wieder zu uns gebracht: beispielsweise Charlot Brun und Müller, die sich auf diese Weise noch gut aus der Affäre ziehen. Während weitere Entflohene wieder eingefangen werden, wird die Bestrafung immer härter. Wir erfahren, dass viele auf der Stelle erschossen werden.
Es werden Männer für Arbeitsdienst am nächsten Tag gesucht. Weil wir fürchten, dass es bei den Franzosen Verluste gegeben hat, melden sich Jean Mailet und Jean Schiano freiwillig. In Erwartung dieser Stunde legen wir uns voller Angst auf dem Gelände schlafen.
Kommentare von Herbert Naumann