Wie gewöhnlich bei der Arbeit. Das zivile Radio ist unterbrochen. Es gibt niemanden, der uns Auskunft erteilt. Sehr große Nervosität bei unseren SS und den zivilen Deutschen. An diesem Mittag hören alle zu arbeiten auf. Beim Essen fragen wir uns, ob dies die Befreiung ist. Aber nein. Um 14:00 Uhr muss das ganze Lager zum Appell antreten. Die Chefs kündigen den Abmarsch für 17:00 Uhr an.

Wir erhalten 750 Gramm Brot, 20 Gramm Margarine, 50 Gramm Wurst, außerdem eine kleine, alte Decke.

Eine Auslese wird durchgeführt, nur die Gesunden gehen. Die Kranken und Müden bleiben und werden in Thekla untergebracht. Wie man weiß, haben die Deutschen sie mit Flammenwerfern verbrannt. 80 Deportierte werden lebendig verbrannt 3.

Mit Tränen in den Augen gehen alle Deportierten in ihre Baracken zurück. Wir sind ohne Kraft und die Moral ist bei Null.

Plötzlich eine Plünderung in der Küche. Man könnte meinen eine Revolte. Es gibt 2 Tote.

19:00 Uhr ist Appell. Einige Deportierte, die Englisch können, nutzen die letzten Minuten, um einige Worte für die Alliierten an die Mauer zu schreiben.

Wir Franzosen sind die ersten, die zum Arbeitseinsatz bestimmt wurden. Wir müssen zwei große LKW-Anhänger ziehen (der erste ist beladen mit den Sachen dieser Herren und der zweite mit Verpflegung) außerdem 7- 8 Karren.

Wir verlassen die Fabrik, ohne zu wissen mit welchem Ziel. Etwas weiter treffen wir die Deportierten aus Thekla-Abtnaundorf 4, etwa einen Km nördlich von unserem Lager gelegen. Auf diese Weise bilden wir eine Kolonne von 2400 – von der SS bewacht.

Wir marschieren in Kolonnen zu 5 Leuten mit jeweils einem SS links und rechts im Abstand von wenigen Schritten. Wir liefen unter Knüppelschlägen die ganze Nacht mit kurzen 5-Minuten-Pausen.

Über Taucha, Engelsdorf, Borsdorf, Gerichshain, Machern und Bennewitz kamen wir schließlich zwischen 6:00-7:00 Uhr in Wurzen an. Wir waren 28 Km gelaufen. Eine Kolonne deportierter Frauen aus dem Lager Leipzig-Schönefeld 5, 1 Km westlich von unserem Lager gelegen, schließt sich uns an.

Wir lagern auf einer Wiese am Rande eines Kanals. Wir sind todmüde. Während der Nacht, als wir schon schliefen, trifft eine Kolonne weiterer Deportierter ein. Einige von uns kennen und umarmen sich. Dies verursacht viel Unruhe. Es hagelt Knüppelschläge. Die SS schießt in die Luft. Es kehrt wieder Ruhe ein.